Egas Moniz (1874 - 1955) - Leben und Werk unter besonderer Berücksichtigung der Leukotomie und ihrer ethischen Implikationen
António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz wurde im Jahre 1874 in Avanca,im Norden Portugals geboren. Hier verbrachte er den größten Teil seiner Kindheit, bevor er im Gymnasium von Viseu zur Schule ging, die er schließlich mit dem Abitur abschloß.1891 schrieb er sich an der Universität Coimbra ein....
Main Author: | |
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | deu |
Published: |
2003
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Online Access: | https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/frontdoor/index/index/docId/828 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-9518 https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:20-opus-9518 https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/files/828/Dissertation_vom_07.07.04.pdf https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/files/828/fortner.pdf |
Summary: | António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz wurde im Jahre 1874 in Avanca,im Norden Portugals geboren. Hier verbrachte er den größten Teil seiner Kindheit, bevor er im Gymnasium von Viseu zur Schule ging, die er schließlich mit dem Abitur abschloß.1891 schrieb er sich an der Universität Coimbra ein. Hier absolvierte er das Studium der Medizin, das er 1899 mit Auszeichnung beenden konnte. 1901 heiratete Egas Moniz die ursprünglich aus Brasilien stammende Elvira de Macedo Dias. Im Jahre 1902 begann Moniz seine universitäre Laufbahn als Dozent in Coimbra. Nach mehreren Frankreichaufenthalten an Kliniken in Bordeaux und Paris wurde er 1911 an den Lehrstuhl für Neurologie nach Lissabon berufen. Durch seine wissenschaftlichen Werke - die zerebrale Angiographie und die Leukotomie - wurde er jedoch weit über die Grenzen Portugals hinaus bekannt. Moniz’ politische Laufbahn fand ihren Höhepunkt zunächst in seiner Tätigkeit als Botschafter in Spanien und schließlich in der Funktion des Außenministers (1918). In den 20er Jahren widmete sich Moniz wieder verstärkt seiner wissenschaftlichen Karriere. 1927 gelang ihm die erste zerebrale Arteriographie am Lebenden. Seine Ergebnisse stellte er kurze Zeit nach der ersten gelungenen Aufnahme in Paris vor. Die Leukotomie - ein Aufsehen erregendes psychochirurgisches Verfahren - entwickelte Moniz dagegen erst Mitte der 30er Jahre. Moniz leitete seinen langjährigen Mitarbeiter Almeida Lima an, das Verfahren an einer ersten heterogenen Gruppe von 20 psychisch auffälligen Patienten zu erproben. Technisch wurde zunächst eine Durchtrennung der weißen Hirnsubstanz mittels Alkoholinjektionen angestrebt, die letztlich durch eine Läsion mit der Hilfe eines eigens entwickelten Schlingenwerkzeugs, des Leukotoms, abgelöst wurde. Auch diesmal stellte Moniz seine Ergebnisse einem Pariser Fachpublikum vor, schrieb darüber hinaus die Monographie „Tentatives operatoires de certaines psychoses“, in welcher er nicht nur die Operationsmethode erklärte und die Ergebnisse zusammenfaßte, sondern auch Fallbeschreibungen der einzelnen Patienten dokumentierte. Die gespaltenen Reaktionen der Fachwelt reichten von enthusiastischer Anerkennung bis hin zu totaler Ablehnung. Auch die Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1949 ließ Moniz Kritiker nicht verstummen. Bis heute dauert die Diskussion um die Leukotomie und um ähnliche psychochirurgische Eingriffe an, ohne daß es bis dato zu einer einheitlichen Bewertung von Moniz’ Operationsversuchen gekommen wäre. Anhand der uneinheitlichen Bewertungen von Moniz’ angeleiteten und dokumentierten Behandlungsversuchen läßt sich ablesen, wie stark die ethische Sichtweise dem jeweils vorherrschenden Zeitgeist unterworfen war. So fällt auch aus heutiger Sicht eine Bewertung unter Zugrundelegung historischer Rahmenbedingungen anders aus, als unter ausschließlicher Berücksichtigung aktueller ethischer Kriterien und Leitlinien: Aus heutiger Perspektive lassen sich überzeugende Argumente finden, die Moniz’ Eingriffe in ethischer Hinsicht eindeutig desavouieren. Es läßt sich - schon angesichts der heterogenen Zusammensetzung, der geringen Gesamtzahl der Leukotomierten und der in keiner Weise standardisierten Ergebnisinterpretation - zweifelsfrei nachweisen, daß zu keinem Zeitpunkt ein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden konnte. Ferner widerspricht Moniz’ Auswahl der Patienten auf der Grundlage ihrer Verfügbarkeit zumindest aus heutiger Sicht dem Prinzip des Informed Consent. Ein Blick auf den historischen Kontext läßt eine Bewertung vergleichsweise milder ausfallen. Die Konzepte von Gesundheit und Krankheit sind - ebenso wie ihre ethische Bewertung - dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen. Auch das Informed Consent-Prinzip läßt sich nicht ohne weiteres in jene Zeit übertragen ohne nach dem in der damaligen Gesellschaft vorherrschenden Bild des Psychiatriepatienten zu fragen. Ebenso gilt es, die zur fraglichen Zeit verfügbaren Behandlungsoptionen zu berücksichtigen. Im Laufe der Zeit hat sich nicht nur die Grundeinstellung zur Leukotomie sondern auch die Haltung zu den verantwortlichen Personen gewandelt. Angesichts der sich in jüngerer Zeit mehrenden positiven Stimmen, die ein Wiederaufleben psychochirurgischer Eingriffe für gerechtfertig halten, erscheint es keinesfalls abwegig, daß unsere Gesellschaft schon bald herausgefordert sein wird, die Diskussion erneut aufzunehmen. === António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz was born in 1874 in Avanca, a small country village in the north of Portugal. There he spent most of his childhood. He went to school in Sao Fiel and Viseu where he passed his final examinations. In 1891 he started his university education and accomplished his medical degree examinations in 1899 with distinction. In 1901 he married the brazilian Elvira de Macedo Dias. In 1902 Moniz started his university career in Coimbra. After some time in Bordeaux and Paris (France) he was appointed to professorship in neurology (Lisbon)where he stayed until the end of his academic career. He was well known in Portugal and abroad because of his principal cientific work - the cerebral angiography and the leucotomy. The climax of his political career was in 1918 as Portugal´s ambassador in Spain and foreign minister. In the 20th Moniz concentrated on his cientific career and developed the cerebral angiography in 1927 which results he already published after a short time in Paris (France). Moniz developed the leucotomy - a psychosurgical method - in the 30th. He advised Almeida Lima to operate on a heterogenous group of 20 patient with psychiatric disorders. Tecnically in a first step Moniz intended to cut the white brain substance with alcohol injections which later on was replaced by a special instrument - the so called leucotom. Moniz presented his results in Paris again and published his first book "Tentatives operatoires de certaines psychoses" in which he not only explainded the tecnical procedure and summarized the results but also documented detailed case reports of each patient.The perception on a national and international level were devided between entusiastic appreciation and complete disaproval. The discussion about Moniz work and further psychosurgical methods was not stopped when Moniz received the Nobel Prize in 1949 and until today there is no homogenous judgement regarding Moniz´ psychosurgical operations. Regarding the different judgements of Moniz´psychosurgical interventions it becomes obvious that the ethical viewpoint depended on the prevailing spirit of the age. A today´s jugement considering the historical circumstances differs from a judgement considering only actual ethical guidelines. From a today´s point of view arguments against Moniz interventions can easily be found: The heterogenous group of patients, the low number of cases and no standardized interpretation of results show that effectiveness could not be proven. As well the fact that Moniz has chosen his patients on a base of availability contradicts the principle of informed consent. Considering the historical circumstances the jugement becomes milder. The understanding of health and illness as well as the ethical judgement depend on the spirit of the age. As well the principal of informed consent can not be transfered back in those time without asking about the perception of psychatric patients in the society. As well the availability of treatment options in those days need to be considered. The judgement of leucotomy has changed as well as the appreciation of the responsibile persons. Regarding recent statements that psychosurgery may become a justifed option of treatment again in the future we might be challenged to restart the discussion again. |
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