"Wir schützen unseren Park".
Diese Arbeit befasst sich mit dem Pendjari-Nationalpark in Nord Benin, der 1954 während der französischen Kolonialzeit als Wildschutzgebiet gegründet wurde. Seitdem ist er Objekt konfliktreicher Aushandlungsprozesse zwischen Akteuren der Anrainer wie Feldbauern, Viehhirten sowie Jägern und der Parkv...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | deu |
Published: |
2015
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Online Access: | http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0028-8677-0 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0028-8677-0-8 |
Summary: | Diese Arbeit befasst sich mit dem Pendjari-Nationalpark in Nord Benin, der 1954 während der französischen Kolonialzeit als Wildschutzgebiet gegründet wurde. Seitdem ist er Objekt konfliktreicher Aushandlungsprozesse zwischen Akteuren der Anrainer wie Feldbauern, Viehhirten sowie Jägern und der Parkverwaltung. Auf Grundlage ethnographischer Beobachtungen während einer 19monatigen Feldforschung und Analysen der Interaktionen zwischen diesen Akteuren geht die Arbeit im Wesentlichen der Frage nach, wie der Nationalpark als für verschiedene Akteursgruppen sozial relevante Realität konstruiert wird. Besondere Beachtung gilt dabei der Konstruktion von Räumen, Identitäten und Institutionen, die eng miteinander verbunden sind, wie die Arbeit durch theoretische Überlegungen und empirische Daten zeigt.
Kern der Arbeit ist eine erweiterte Fallstudie zu den Kooperationsbestrebungen zwischen der Parkverwaltung und den lokalen Jägern. Sie verhandeln die Räume des Parks neu, der für die Jäger Jagdgebiet und Welt der Geister darstellt, während die Parkverwaltung und Akteure der internationalen Entwicklungszusammenarbeit dieses Territorium als staatlich geschütztes Gebiet für Biodiversität betrachten. Mit den akteursspezifischen Raumvorstellungen gehen unterschiedliche Normen und Werte einher. So legitimiert die Parkverwaltung den Schutz der Natur durch die entsprechende Gesetzeslage, wohingegen sich die lokalen Jäger als verantwortlich gegenüber lokalen Autoritäten sowie gegenüber den Geistern der Tiere und des Buschs empfinden.
Die Identität der lokalen Jäger, die eng an den Umgang mit dem Raum des Nationalparks und den mit ihm verbundenen Normen und Werten geknüpft ist, wird in ihren Interaktionen mit der Parkverwaltung grundlegend gewandelt: von lokalen Jägern vor der Ausrufung des Schutzgebietes zu Wilderern im Nationalpark und schließlich zu lokalen professionellen Jägern, die an der Parküberwachung beteiligt sind. Die Erzählungen der Geschichte des Parkgebietes und die Ethnographie des alltäglichen Handelns der Jäger und ihrer Dorfgemeinschaften machen diesen Wandel deutlich. Vor der Parkausrufung waren sie innerhalb ihrer Gemeinschaft hoch anerkannt für ihre Verdienste bei der Entdeckung von neuen Siedlungsgebieten und als Verteidiger gegen äußere Feinde und die Kolonialmacht. Außerdem konnte man von ihnen das im lokalen Kontext sehr prestigeträchtige Wildfleisch erhalten. Nicht zuletzt wurde ihnen großer Respekt für ihren Mut gezollt, sich den Gefahren der Jagd zu stellen und den Geistern der wilden Tiere sowie des Busches zu begegnen, von denen sie gemäß den lokalen Vorstellungen magische Kräfte erhalten können. Allerdings wurden sie seit der Gründung des Parks und des radikalen Ausschlusses der Anrainerbevölkerung (fortress conservation) zunächst als zu „bekämpfende Wilderer“ deklariert. Diese neue Identität des Wilderers wurde mit der Zeit sowohl von der Anrainerbevölkerung als auch von den lokalen Jägern selbst übernommen. Erst mit der partizipativen Wende seit den 1990er Jahren und insbesondere infolge der Integration der Jäger in die Parküberwachung wurde ihre Identität erneut gewandelt: Sie wurden zu „lokalen professionellen Jägern“.
In der Implementierung partizipativer Maßnahmen werden auch die Einflüsse der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und Diskurse auf das lokale Handeln ersichtlich. Dies wird deutlich bei der Integration der lokalen Jäger in die Überwachung des Parks. Dazu wurden neue Institutionen wie eine Jägervereinigung und neue Vorgehensweisen der Parküberwachung ausgehandelt. Die Stabilität dieser neuen Institutionen wird im Rahmen der Arbeit anhand der von Elinor Ostrom vorgeschlagenen Design-Prinzipien bewertet. Hauptsächlich leistet die Arbeit einen grundlegenden und empirisch fundierten Beitrag zu wissenschaftlichen Debatten der Mensch-Umwelt-Beziehungen sowie insbesondere der politischen Ökologie, indem sie die soziale Produktion des Nationalparks und der mit ihm verbundenen Räume, Identitäten sowie Normen, Werte und Institutionen betrachtet. Darüber hinaus liefert sie auch praktische Empfehlungen für die Gestaltung einer partizipativen Verwaltung von Naturschutzgebieten, insbesondere von Nationalparks. |
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