Eine nachhaltige Entwicklung der intensiven Veredelung in Nordwestdeutschland: betriebliche Herausforderungen und Lösungsansätze der Primärproduktion in der Region

Die Nutztierhaltung in Nordwestdeutschland befindet sich derzeit in dem empfindlichen Dilemma zwischen den wirtschaftliche Erfordernissen, welche der internationale Strukturwandel in der Nutztierhaltung an die Wettbewerbsfähigkeit stellt, und den derzeitigen Entwicklungspotentialen in der Region. Zu...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Otten, Dennis
Other Authors: Weghe, Herman van den Prof. Dr.
Format: Doctoral Thesis
Language:deu
Published: 2013
Subjects:
630
Online Access:http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0001-BC33-9
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:7-11858/00-1735-0000-0001-BC33-9-6
Description
Summary:Die Nutztierhaltung in Nordwestdeutschland befindet sich derzeit in dem empfindlichen Dilemma zwischen den wirtschaftliche Erfordernissen, welche der internationale Strukturwandel in der Nutztierhaltung an die Wettbewerbsfähigkeit stellt, und den derzeitigen Entwicklungspotentialen in der Region. Zum einen begrenzen die natürlichen Potentiale eine weiter ansteigende räumliche Verdichtung der Nutztierhaltung. Des Weiteren hat sich das gesellschaftliche Anforderungspotential an die Landwirtschaft als auch an den ländlichen Raum geändert und forciert keinen weiteren Anstieg der Nutztierhaltung. Die Bedingungen durch die hohe Tierdichte verlangen zunehmend, dass in Nordwestdeutschland eine nachhaltige Ausrichtung der Nutztierhaltung in höherem Maße verankert wird. Die vorliegende Arbeit beschreibt hierfür wesentliche Herausforderungen der Nutztierhaltung in den Bereichen Umweltschutz, der Tiergerechtheit intensiver Haltungssysteme und regionale Ressourcenkonflikte. Umweltschutz: Die Stoffdynamik von Stickstoff (N) und Phosphor (P) sämtlicher Betriebsgüter wurde auf sechs intensiven schweinehaltenden Betrieben über einen Zeitraum von 5 Jahren analysiert. Es wurde deutlich, dass die hohe Leistung und die leistungsbezogene Fütterung sich positiv auf Nährstoffeffizienz in der Tierhaltung auswirken, im Pflanzenbau jedoch Defizite bestehen. Insbesondere die Wahrnehmung der anfallenden Menge tierischer Exkremente als (N, P) Dünger ist unzureichend. Die Düngewirkung des Wirtschaftsdüngers [Unterschätzung N = 7,6 % (10,6 kg/ha), P = 33,6 % (11,6 kg/ha)], aber auch die Anwendung von Mineraldünger [N um 4,1 % (8,1 kg/ha), P um 12,7 % (1,5 kg/ha)] wurden deutlich unterschätzt. Als Folge hatten die Betriebe große Nährstoffverluste (104,5 kg N/ha; 11,7 kg P/ha) zu verzeichnen. Die Studie bewertet die kritischen Aspekte des Nährstoff-Managements und diskutiert mögliche Verbesserungen für die Zukunft. Tiergerechtheit intensiver Haltungssysteme: Auf drei Mastbetrieben intensiver Haltungsformen wurden jeweils sechs Analysen (wöchentlich) mit dem Bewertungssystem nach Welfare Quality® durchgeführt, um aufzuzeigen, inwiefern dieses geeignet ist, die Tiergerechtheit in intensiven Haltungssystemen zu analysieren. Es wird die Durchführbarkeit des Systems bewertet und analysiert, welche Rückschlüsse sich durch die Bewertung auf die Tiergerechtheit intensiver Haltungsformen ziehen lassen. In der Gesamtbewertung (excellent, enhanced, acceptable or not classified) wurden 72,3 % aller Untersuchungen der zweiten Bewertungskategorie "enhanced" zugeordnet, während 27,7 % die dritte Kategorie 7. Zusammenfassung 79 "akzeptabel" erreichten. Die Hauptkritikpunkte waren eine unzureichende Wasserversorgung, vorhandene Schleimbeutelentzündungen durch die Besatzdichte und das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen. Die Untersuchung zeigt, dass das Bewertungssystem grundsätzlich geeignet ist, die Tiergerechtheit in intensiven Haltungssystemen zu analysieren, jedoch scheinen nicht alle Messungen (insbesondere im Bereich „Good Housing“ und „Good Health“) empfindlich genug zu sein, um Unterschiede der Tiergerechtheit zwischen intensiven Haltungssystemen in ausreichendem Maße bewerten zu können. Weitere Analysen mit einer größeren Anzahl von Betrieben sind hier nötig. Die Arbeit diskutiert mögliche Ansatzpunkte für die Verbesserung der Tiergerechtheit intensiver Haltungssysteme und greift hierbei auch die derzeitige gesellschaftliche Diskussion auf. Wachsende Konkurrenz um begrenzte regionale Ressourcen: Die Studie stellt dar, welche Anreizmechanismen und Konflikte die Nutztierhalter als regionale Indikatoren für die Zukunftsfähigkeit des Standortes wahrnehmen. Auf Grundlage der theoretischen Erklärungsansätze für Auswirkungen von intensiven Tierhaltungsregionen ist ein Fragebogen konzipiert worden, welcher in Form einer Onlinebefragung bei 137 Landwirten in der gesamten Region Nordwestdeutschlands durchgeführt wurde. Es wird deutlich, dass sich die Nutztierhaltung, mit den regionalen Herausforderungen einer zunehmend verdichteten Tierhaltung deutlicher konfrontiert sieht, als vorteilhafte Produktionsbedingung wahrgenommen werden. Als bedeutende Ressourcenkonflikte sind eine ansteigende Flächenknappheit für die Verwertung des Wirtschaftsdüngers, die Anforderungen durch den Natur- und Landschaftsschutz als auch eine ansteigende Standortproblematik für Bauvorhaben ausschlaggebend. Im Gegensatz zu dieser hohen Wahrnehmung negativer Auswirkungen des Produktionsstandortes in Nordwestdeutschland wird noch erhebliches Potential für weitere Erweiterungsmöglichkeiten der Tierbestände in Nordwestdeutschland gesehen. Zugleich werden der intensiven Tierhaltung in Nordwestdeutschland auch bedeutende vorteilhafte Produktionsbedingungen zugesprochen. Die Nutzeffekte werden vor allem im human- und social-Kapital gesehen werden. Diese Elemente verursachen jedoch ebenso ein geringes geografisches Reaktionsvermögen auf die zunehmenden Problemstellungen und lassen die Raumnutzungskonflikte weiter ansteigen. Durch die Wahrnehmung der Standortauswirkungen trägt die Arbeit dazu bei, die Anforderungen der Nutztierhalter an die Produktionsbedingungen in der Regionalentwicklung stärker zu berücksichtigen und bestehenden Problemstellungen entgegenzuwirken.