Berufliche Aspirationen von Jugendlichen der gymnasialen Mittelstufe. Eingrenzung und Konstitution im Kontext von persönlicher Bindung, beruflicher Exploration und beruflicher Identität
Zur Überprüfung der Eingrenzung und Konstitution beruflicher Aspirationen und des Einflusses von persönlicher Bindung wurde eine Befragung von insgesamt n = 730 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der 7. bis 10. Klassenstufe im Querschnittdesign durchgeführt. Berufliche Aspirationen wurden über eine Li...
Summary: | Zur Überprüfung der Eingrenzung und Konstitution beruflicher Aspirationen und des Einflusses von persönlicher Bindung wurde eine Befragung von insgesamt n = 730 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der 7. bis 10. Klassenstufe im Querschnittdesign durchgeführt. Berufliche Aspirationen wurden über eine Liste mit insgesamt 60 Berufen erfasst, die den Jugendlichen zur Einschätzung hinsichtlich Bekanntheit, Geschlechtstyp, Prestige und Passung vorgelegt wurden. Darüber hinaus beinhaltet der Fragebogen Instrumente zu persönlichen Bindungsrepräsentationen, beruflicher Exploration und beruflicher Identität. Die abgeleiteten Forschungshypothesen beruhen auf den theoretischen Annahmen von Gottfredson (1981) sowie den Erkenntnissen zum Einfluss von Bindung auf berufliche Entwicklungsprozesse im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Entgegen Gottfredsons Modell zeigen sich keine Unterschiede in der Eingrenzung des beruflichen Aspirationsfeldes in Abhängigkeit von der Entwicklungsstufe. In Übereinstimmung mit gegenwärtigen Forschungsbefunden zeigen sich jedoch prägnante Geschlechtsunterschiede. Demnach weisen weibliche Jugendliche im Vergleich zu männlichen Jugendlichen ein größeres berufliches Aspirationsfeld auf, das sich durch größere Akzeptanzspannen auf der Geschlechts- und Prestigedimension bestimmt. Darüber hinaus setzen weibliche Jugendliche ihr Mindestmaß an Berufsprestige niedriger an als männliche Jugendliche. In Bezug auf die Konstitution beruflicher Aspirationen entlang der RIASEC-Typen nach Holland (1997) deuten die Befunde auf eine stärkere Personenorientierung von weiblichen gegenüber männlichen Jugendlichen hin. Eine vergleichsweise geringere Sachorientierung von weiblichen lässt sich übergreifend hingegen nicht bekräftigen. Die Befunde zum Einfluss persönlicher Bindungsrepräsentationen erweisen sich teilweise als uneinheitlich. In Bezug auf das berufliche Aspirationsfeld scheint eine höhere Bindungsvermeidung in der Tendenz eine stärkere Eingrenzung zu begünstigen, während sich ein entgegengesetzter Effekt bei höherer Bindungsangst zeigt. Darüber hinaus indizieren die Ergebnisse, dass eine höhere Bindungsvermeidung eine geringere Personenorientierung und eine höhere Bindungsangst eine stärkere Personenorientierung begünstigen. Des Weiteren zeigt sich, dass eine höhere Bindungsangst mit einer weniger klaren beruflichen Identität einhergeht. Über berufliche Exploration und berufliche Identität vermittelte Effekte von persönlicher Bindung auf die Eingrenzung und Konstitution beruflicher Aspiration konnten nicht aufgezeigt werden. |
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