Gott in den Straßen von Guayaquil

Die Säkularität stellt weltweit den vorherrschenden Modus staatlicher Organisation dar und impliziert eine formelle Trennung der Religion von weltlichen Sphären der Gesellschaft, allem voran der Politik. Der öffentliche Raum ist dabei idealtypisch der Rationalität vorbestimmt. Dennoch ist Religion e...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Ruppe, Peter Van Gielle
Other Authors: Helbrecht, Ilse
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 2017
Subjects:
Online Access:http://edoc.hu-berlin.de/18452/18434
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:11-100248965
http://dx.doi.org/10.18452/17782
Description
Summary:Die Säkularität stellt weltweit den vorherrschenden Modus staatlicher Organisation dar und impliziert eine formelle Trennung der Religion von weltlichen Sphären der Gesellschaft, allem voran der Politik. Der öffentliche Raum ist dabei idealtypisch der Rationalität vorbestimmt. Dennoch ist Religion ein weitverbreitetes Phänomen in öffentlichen städtischen Räumen säkular konstituierter Staaten, womit ihr ein Anschluss an Prozesse der gesellschaftlichen Allgemeinheit möglich wird. Anhand einer empirischen Untersuchung Guayaquils - der größten Stadt in Ecuador - wird in der Dissertation folgenden Fragen nachgegangen: (1) In welcher Form tritt das Religiöse im öffentlichen städtischen Raum in einer säkular verfassten Gesellschaft auf und wie ist dieses Auftreten jeweils bedingt? (2) Auf welche Weise nutzen religiöse Akteure den öffentlichen Raum bzw. auf welche Weise wird Religion im öffentlichen Raum genutzt? (3) Welche Konsequenzen hat eine Präsenz der Religion im, idealtypisch der Rationalität vorbehaltenen, öffentlichen Raum für die Politik? (4) Auf welche Weise wirkt sich die gleichzeitige Exposition divergierender Weltanschauungen im öffentlichen Raum auf religiöse Praxis und Religion aus? Resultierend erweist sich eine formelle Trennung von Religion und weltlicher Sphären im Rahmen der Säkularisierung als unzureichend für ein tatsächliches Verdrängen aus dem öffentlichen Raum. Religion bleibt dank historischer Kontinuität im öffentlichen Raum erhalten und strebt aktiv nach den ihm innewohnenden Profiten, welche eine Etablierung oder den Machterhalt in der Gesellschaft ermöglichen. Die Präsenz von Religion im öffentlichen Raum führt zu ihrer Verweltlichung und politischer Einflussnahme aber auch der Vereinnahmung ihrer Potentiale durch politische Akteure. Nicht zuletzt bedingt die Exposition unterschiedlicher religiöser Weltanschauungen im öffentlichen Raum ein Verschwimmen konfessioneller Grenzen und neue Formen religiöser Identität. === Secularity is the dominant mode of the organisation of states worldwide. It implies the formal separation of religion and the worldly spheres of societies, particularly the separation of the religious from the political sphere. Consequentially, public spaces are rather known as rational spheres free from religiosity. But despite this theoretical assumption, religion remains a widespread phenomena of public urban spaces in secular states, and therewith remains an essential part of societies. This thesis addresses the following questions through an empirical study in Guayaquil, the largest city of Ecuador: (1) How does the religious appear in public urban spaces of a secularised society? What are the conditions and constraints of its appearance? (2) How do religious actors make use of public spaces and how is religion being used in public spaces? (3) Which are the consequences of a religious presence in public spaces for political practices? (4) How does the co-presence of different worldviews in the same public spaces affect religious practices themselves? This thesis shows, that the formal separation of religious and worldly spheres doesn’t result in the displacement of religions out of public spaces. Rather, as a result of historical continuity, religion remains part of public spaces, benefiting from its social functions, and enabling religious communities – depending on their initial conditions – to establish themselves in society or maintain their status. The presence of religion in public spaces leads to a growing political influence of religions and an absorption of its potentials by political actors at the same time. Finally, the co-presence of different ideologies in public spaces results in a blurring of denominational boundaries and new forms of religious identity.