Probleme der deutsch-russischen Transkription von Eigennamen und Empfehlungen für die algorithmusbasierte praktische Anwendung im Rahmen des Übersetzens

Die vorliegende Arbeit fließt mit ein in das Projekt Russisch aktuell – erklärt – geübt – beherrscht, das die umfassende Beschreibung der russischen Gegenwartssprache zum Ziel hat. Dieses Projekt wurde in erster Linie für die Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern am Institut für Angewandte Lin...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Schmiady, Karen
Other Authors: Universität Leipzig, Philologische Fakultät
Format: Dissertation
Language:deu
Published: Universitätsbibliothek Leipzig 2013
Subjects:
Online Access:http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa-124291
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa-124291
http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/12429/Karen%20Schmiady%20-%20Diplomarbeit%20-%20Deutsch-russische%20Transkription%20von%20Eigennamen.pdf
Description
Summary:Die vorliegende Arbeit fließt mit ein in das Projekt Russisch aktuell – erklärt – geübt – beherrscht, das die umfassende Beschreibung der russischen Gegenwartssprache zum Ziel hat. Dieses Projekt wurde in erster Linie für die Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie an der Universität Leipzig von den Wissenschaftlern und Lehrkräften des Instituts gemeinsam mit ihren Kollegen vom Institut für Slawistik und vom Universitätsrechenzentrum entwickelt und betreut. Es verbindet die wissenschaftliche Analyse und Beschreibung sämtlicher Bereiche der russischen Gegenwartssprache mit der praxisnahen Vermittlung von Lehrinhalten zum Erwerb der russischen Sprache auf hohem Niveau. Es ist in einzelne Teilprojekte untergliedert. Ein Teilprojekt ist das Russische Universalwörterbuch (RUW). Dieses Universalwörterbuch beschränkt sich nicht auf den appellativischen Wortschatz der deutschen und der russischen Sprache, sondern erstreckt sich darüber hinaus weit in den niemals vollständig zu erfassenden Wortschatzbereich der Eigennamen beider Sprachen. Das so entstehende Namenwörterbuch soll perspektivisch einen umfassenden Bestand an russischen und deutschen Eigennamen (Personen- und Ortsnamen) enthalten. Im Rahmen der Wörterbucherstellung haben B. Bendixen und H. Rothe einen Algorithmus für die computergestützte automatische Transkription bzw. Transliteration in der Sprachrichtung russisch-deutsch nach verschiedenen Transliterations- bzw. Transkriptionsnormen (DIN1460, ISO9, ГОСТ bzw. eng., franz. Trans-kription und Dudentranskription) entwickelt. Normen mit ähnlich präskriptiver Wirkung gibt es für die Transkription in der Sprachrichtung deutsch-russisch nicht. Zwar wurde 1974 von der Hauptverwaltung für Geodäsie und Kartographie beim Ministerrat der UdSSR (russ. Главное управление геодезии и картографии при Совете Министров СССР) eine für alle Ämter und Behörden der UdSSR verbindliche Richtlinie für die Wiedergabe deutscher Namen herausgegeben, auf deren Grundlage vom Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium für Nationale Verteidigung eine für die Erstellung zweisprachiger Karten verbindliche Richtlinie erarbeitet wurde, die 1985 in Kraft trat. Doch mit dem Untergang der beiden Regimes verloren beide Richtlinien Transkription deutscher Siedlungsnamen ins Russische ihre Verbindlichkeit, die sich auch zuvor bereits nur auf den amtlichen Bereich erstreckt hatte. Eine allgemeingültige, von Übersetzern, Kartographen, Journalisten und anderen, die mit deutschen Namen in russischen Texten arbeiten, verwendete Norm, wie dies in der Gegenrichtung die Dudentranskription darstellt, existiert nicht. Ziel dieser Arbeit ist es daher, einen Überblick über sämtliche für die Praxis der deutsch-russischen Wiedergabe von Siedlungsnamen relevanten Transkriptionsregeln zu geben und die theoretischen Grundlagen für die Automatisierung der Wiedergabe deutscher Siedlungsnamen im Russischen zu legen. Darauf aufbauend soll der von B. Bendixen und H. Rothe entwickelte Pattern-Matching-Algorithmus für die Wiedergabe deutscher Siedlungsnamen in russischer Schrift verifiziert und ausgebaut werden. Eine Darstellung der Theorie und Praxis der deutsch-russischen Transkription von Siedlungsnamen in der angestrebten Beschreibungstiefe liegt bisher nicht vor. Die russischsprachigen Standardwerke zu den Themen Eigennamenwiedergabe in russischen Texten und praktische Transkription Inostrannye imena i nazvanija v russkom tekste von R. S. Giljarevskij (Giljarevskij/Starostin 1985) und Teoretičeskie osnovy praktičeskoj transkripcii von A. V. Superanskaja (Superanskaja, 1978) legen die Grundprinzipien der Eigennamenwiedergabe im Russischen umfassend dar. Diese Prinzipien haben auch heute noch Gültigkeit, nur müssen sie, obgleich sie für den Humanübersetzer formuliert wurden, in einem immer stärker durch Automatisierung geprägten Arbeitsumfeld umgesetzt werden. Praxisorientierte Arbeiten zum Thema automatische Transkription haben die Wissenschaftler um A. V. Bondarenko vorgelegt (Bondarenko et al. 2004). Ihnen ist die Entwicklung eines mehrsprachigen Transkriptionswerkzeugs zu verdanken, das die einheitliche, ausgangssprachenorientierte Wiedergabe von Personennamen ermöglicht. Das Programm CrossTransScriba wurde für die Anwendung in staatlichen Institutionen, im internationalen Grenzverkehr sowie in Wissenschaft und Publizistik entwickelt. Es soll bei der Visavergabe angewendet werden, um sicherzustellen, dass für jeden Menschen, der in die Russische Föderation einreist und dessen amtlicher Name nicht in russischer Kyrilliza geschrieben ist, eine einzige, nach den Ausspracheregeln der entsprechenden Ursprungssprache transkribierte russische Namensform vergeben wird. Folglich ist der von Bondarenko et al. verfolgte Ansatz ausschließlich normativ. Die Umsetzung in kyrillische Schrift erfolgt nicht unmittelbar aus dem Schriftbild, sondern wird durch seine phonetische Umschrift des Namens vermittelt (vgl. Bondarenko et al. 2004:5). Transliterierende Elemente, wie sie bei der Transkription durchaus vorkommen, werden bei dieser rein ausspracheorientierten Wiedergabe nicht mit einbezogen. Im Hinblick auf die Wiedergabe von Siedlungsnamen ist ein ausschließlich normativer Ansatz wenig sinnvoll. Handelt es sich doch bei Siedlungsnamen meist um Eigennamen, für die in der Zielsprache bereits Namensformen existieren. Diese Namensformen müssen selbst dann, wenn sie von den Transkriptionsregeln abweichen, berücksichtigt werden. Der in der vorliegenden Arbeit verfolgte Ansatz verbindet daher sowohl normative als auch deskriptive Elemente.