Summary: | Die Transformation des menschlichen Körpers durch bio- und
informationstechnologische Aufrüstungen stellt die Auslegung unseres Leibes
vor eine Herausforderung. Der Leib als Vermittlungskategorie zwischen Natur
und Kultur kann nicht in der Dritten-Person-Perspektive erfasst werden, da
er nur in einer Teilhabe-Perspektive, allerdings als historische Entität
gegeben ist. Mit der Aufrüstung des menschlichen Körpers und der
Transformation des Menschen zu einem posthumanen Wesen geht eine
Entindividualisierung einher. Hermeneutik fordert vom Auslegenden die
Positionierung zur zu verstehenden Sache und vermittelt zwischen
Allgemeinheit und Besonderheit. Sie steht damit immer ein Stück neben der
Wissenschaft (De singularibus non est scientia), gewinnt dadurch aber auch
Lebensbedeutsamkeit. Hermeneutik als Teilhabehandlung zeichnet sich durch
Positionierung, Vorgriff und Verweisung aus, hat als eine das Gegenwärtige
in die Zukunft überschreitende Tätigkeit eine Orientierungsfunktion und
benennt Grenzen wissenschaftlicher Weltauffassung. Solange der Leib noch
Gegenstand von Verstehensprozessen ist, ist das posthumane Wesen noch nicht
realisiert.
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