Von der ostdeutschen zur marktliberalen Transformation

Forschungen zum Bereich des Wohnens können dazu beitragen, in der Transformationsforschung subjektive Alltagserfahrungen mit politischen, ökonomischen und Macht-Faktoren zu vermitteln. In dem Kommentar wird dieses Plädoyer von Matthias Bernt und Andrej Holm aufgegriffen, das ähnlich auch die Histor...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Carsten Keller
Format: Article
Language:deu
Published: suburban : zeitschrift für kritische stadtforschung 2020-12-01
Series:s u b u r b a n : zeitschrift für kritische stadtforschung
Subjects:
Online Access:https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/627
Description
Summary:Forschungen zum Bereich des Wohnens können dazu beitragen, in der Transformationsforschung subjektive Alltagserfahrungen mit politischen, ökonomischen und Macht-Faktoren zu vermitteln. In dem Kommentar wird dieses Plädoyer von Matthias Bernt und Andrej Holm aufgegriffen, das ähnlich auch die Historikerin Kerstin Brückweh formuliert hat. Um das Zusammenspiel subjektiver und objektiver Realitäten in der ostdeutschen Transformation zu verstehen, sollten Forschungen jedoch empirisch und nicht konzeptionell ausgerichtet sein, wie Bernt und Holm fordern. Dieses Argument wird vor dem Hintergrund verschiedener Befunde zu Wohnen und Stadtentwicklung in Ostdeutschland entwickelt, die durchaus Überraschendes zeigen. So legen Umfragen eine eher geringe Verunsicherung bei gleichzeitiger Unzufriedenheit der Ostdeutschen im Wohnbereich zu Zeiten der ‚Wende‘ nahe. Auch die oft relativierte Diagnose einer sozialen Abwärtsdrift randstädtischer Plattenbaugebiete konnte durch empirische Analysen vor kurzem neu profiliert werden. Neben einer empirischen Ausrichtung sollte die Transformationsforschung stärker die Wechselbeziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland in den Blick nehmen. Dadurch, so wird argumentiert, gerät die Durchsetzung der marktliberalen Ideologie im Rahmen der „doppelten Transformation" der deutschen Gesellschaft in den Blick. Gleichzeitig kann die vorherrschende Perspektive auf Defizite in den neuen Bundesländern gespiegelt werden.
ISSN:2197-2567