Summary: | Mit der philosophischen Hermeneutik formuliert Gadamer in seinem Hauptwerk Wahrheit und Methode eine ontologische Wende: Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache. Wenn das Verstehen von Texten oder Traditionen gelingt, spricht er von einer Horizontverschmelzung. Im ersten Teil untersucht dieser Artikel Gadamers Konzept des Verstehens mittels eines Vergleichs zu Derridas Dekonstruktion: Wie können wir sicher sein, dass wir wirklich einander und nicht bloß uns selbst verstehen? Der zweite Teil geht mit Gadamer über ihn hinaus und weist Momente des sozialen Lebens auf, in denen Verstehen scheinbar unmittelbar gelingt. Das Beispiel des Lachens zeigt, dass unsere Sprache nicht an Worten ihre Grenze findet und es Momente gibt, in denen wir einander unmittelbar verstehen. Diese Momente erweitern die Möglichkeiten unserer Sprache: Indem wir ihnen Raum lassen, erhöhen wir die Chance für ein gelingendes Verstehen – sowohl im wissenschaftlichen Kontext der Psychoanalyse und Philosophie als auch in alltäglicher Kommunikation.
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