Summary: | Der vorliegende Artikel baut auf den vier Vorträgen auf, die am 11. Mai 2017 in Heidelberg auf dem Workshop zum Thema „Methodische Ansätze für die Flexibilität in religiösen Rechten“ gehalten wurden. Er versucht, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem jüdischen und dem islamischen Recht sowie dem orthodoxen und dem katholischen Kirchenrecht aufzuzeigen. Entgegen der verbreiteten Meinung, religiöses Recht sei unveränderlich, behandelt er zunächst die Vielfalt von Flexibilisierungsmechanismen in den vier Rechtstraditionen und fragt nach den Gründen dafür. Er untersucht, ob diese Mechanismen eine andere Funktion erfüllen, wenn es in einer Rechtsordnung einen aktiven Gesetzgeber und kodifiziertes Recht gibt. Geht es nur um die Interpretation bestehender Normen oder auch um deren Fortbildung? Liegen die besagten Instrumente nur in der Hand der religiösen Autoritäten oder auch der einfachen Gläubigen? Flexibilität gibt es zwar auch im säkularen Recht, aber im religiösen Recht weist sie die Besonderheit auf, dass sie theologisch begründet wird. / This article builds on the four presentations given at the Heidelberg workshop on “Methodological Approaches to Flexibility in Religious Laws” on 11 May 2017. It tries to show similarities and differences between Jewish and Islamic law as well as between Orthodox and Catholic canon law. Contrary to widespread opinion that religious law is unchangeable, it first deals with the various flexibilization mechanisms in the four legal traditions and asks for their reasons. It examines whether these mechanisms fulfill a different function when there is an active lawmaker and codified law in a legal order. Are they merely about the interpretation of existing norms or also about developing them further? Are these instruments only in the hands of the religious authorities or also available to the ordinary faithful? Flexibility exists in secular law, too, but in religious law it has the special feature of being theologically justified.
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