Die Entstehung der Entstehung

Im Jahr 1968 veröffentlichte Carl Dahlhaus seine Habilitationsschrift Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität, die seinen Status als einer der führenden Historiker in Fragen der Musiktheorie zu festigen half. Die Untersuchungen präsentieren eine der umfangreichsten und anspruch...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Thomas Christensen
Format: Article
Language:deu
Published: Olms (only printed volumes 2003-2017) 2016-01-01
Series:Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
Subjects:
Online Access:https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/861
id doaj-8f7fc24c909946d491ab495ed5b9dbed
record_format Article
spelling doaj-8f7fc24c909946d491ab495ed5b9dbed2020-11-24T22:04:00ZdeuOlms (only printed volumes 2003-2017)Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 1862-67422016-01-0113Sonderausgabe [Special Issue]415110.31751/861861Die Entstehung der EntstehungThomas ChristensenIm Jahr 1968 veröffentlichte Carl Dahlhaus seine Habilitationsschrift Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität, die seinen Status als einer der führenden Historiker in Fragen der Musiktheorie zu festigen half. Die Untersuchungen präsentieren eine der umfangreichsten und anspruchsvollsten Erörterungen historischer Theorien der Tonalität, diskutieren ihren Wert und stellen ihnen Analysen der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts gegenüber. Dabei führt Dahlhaus einen manchmal expliziten, oft impliziten Dialog mit einigen anderen (vorwiegend deutschen) Musikwissenschaftlern, die in den zwei Jahrzehnten vor Publikation der Untersuchungen die Frage nach dem Ursprung der harmonischen Tonalität zu beantworten versuchten. Führend unter diesen Autoren war Heinrich Besseler, dessen Monographie Bourdon und Fauxbourdon (1950) die Ursprünge der harmonischen Tonalität bei Dufay und dessen Zeitgenossen ansiedelte. Besselers Schrift brachte viele wichtige Arbeiten hervor, darunter von Rudolf von Ficker und Edward Lowinsky. Dahlhaus’ Untersuchungen sind der Schlussstein dieser lebhaften Debatte. Im vorliegenden Beitrag wird dargelegt, warum die Frage nach der Entstehung der Tonalität für deutsche Musikwissenschaftler, die in den fünfziger und sechziger Jahren schrieben, von so entscheidender Bedeutung war. Abschließend werden einige überraschende Parallelen zwischen Dahlhaus’ Gedanken über die Entstehung der harmonischen Tonalität einerseits und deren Lockerung im späten 19. Jahrhundert, besonders in der Musik Wagners, aufgezeigt. In 1968, Carl Dahlhaus published his »Habilitations«-Dissertation: Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität. The Origins helped to cement the status of Dahlhaus as one of the leading historians of music theory, for it offered one of the most comprehensive and sophisticated examinations of a wide range of historical theories of tonality along with a critical consideration of their value to the analysis of music from the 16th and 17th centuries. Today, the context of Dahlhaus’s monumental book may not be clear to all readers, as it engages in dialogue (sometimes explicitly, often implicitly) with a number of other (mainly German) musicologists who were writing during the two decades immediately preceding its publication about questions related to the origins of harmonic tonality. First among these writers was Heinrich Besseler, whose monograph Bourdon und Fauxbourdon (1950) placed the origins of harmonic tonality squarely on the shoulders of Dufay and his contemporaries. Besseler’s work soon generated many responses, including important works by Rudolf von Ficker and Edward Lowinsky, among many others. In my article, I situate Dahlhaus’s Untersuchungen as something of a capstone to this lively debate. I will conclude with some thoughts as to why the question of tonality’s origins suddenly seemed to have become such a pressing issue of vital importance to German musicologists writing in the 1950s and 60s. At the same time, I will show how Dahlhaus’s analytic thoughts concerning the beginning of harmonic tonality reveal surprising resemblance to his thoughts concerning the loosening of tonality in the late 19th century, particularly in the music of Wagner.https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/861history of music theoryGeschichte der MusiktheorieCarl DahlhausUntersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalitäthistory of tonalityGeschichte der TonalitätHeinrich BesselerGeschichte der Musikwissenschaftfreie Tonalitätfree tonalityhistory of musicology
collection DOAJ
language deu
format Article
sources DOAJ
author Thomas Christensen
spellingShingle Thomas Christensen
Die Entstehung der Entstehung
Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
history of music theory
Geschichte der Musiktheorie
Carl Dahlhaus
Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität
history of tonality
Geschichte der Tonalität
Heinrich Besseler
Geschichte der Musikwissenschaft
freie Tonalität
free tonality
history of musicology
author_facet Thomas Christensen
author_sort Thomas Christensen
title Die Entstehung der Entstehung
title_short Die Entstehung der Entstehung
title_full Die Entstehung der Entstehung
title_fullStr Die Entstehung der Entstehung
title_full_unstemmed Die Entstehung der Entstehung
title_sort die entstehung der entstehung
publisher Olms (only printed volumes 2003-2017)
series Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
issn 1862-6742
publishDate 2016-01-01
description Im Jahr 1968 veröffentlichte Carl Dahlhaus seine Habilitationsschrift Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität, die seinen Status als einer der führenden Historiker in Fragen der Musiktheorie zu festigen half. Die Untersuchungen präsentieren eine der umfangreichsten und anspruchsvollsten Erörterungen historischer Theorien der Tonalität, diskutieren ihren Wert und stellen ihnen Analysen der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts gegenüber. Dabei führt Dahlhaus einen manchmal expliziten, oft impliziten Dialog mit einigen anderen (vorwiegend deutschen) Musikwissenschaftlern, die in den zwei Jahrzehnten vor Publikation der Untersuchungen die Frage nach dem Ursprung der harmonischen Tonalität zu beantworten versuchten. Führend unter diesen Autoren war Heinrich Besseler, dessen Monographie Bourdon und Fauxbourdon (1950) die Ursprünge der harmonischen Tonalität bei Dufay und dessen Zeitgenossen ansiedelte. Besselers Schrift brachte viele wichtige Arbeiten hervor, darunter von Rudolf von Ficker und Edward Lowinsky. Dahlhaus’ Untersuchungen sind der Schlussstein dieser lebhaften Debatte. Im vorliegenden Beitrag wird dargelegt, warum die Frage nach der Entstehung der Tonalität für deutsche Musikwissenschaftler, die in den fünfziger und sechziger Jahren schrieben, von so entscheidender Bedeutung war. Abschließend werden einige überraschende Parallelen zwischen Dahlhaus’ Gedanken über die Entstehung der harmonischen Tonalität einerseits und deren Lockerung im späten 19. Jahrhundert, besonders in der Musik Wagners, aufgezeigt. In 1968, Carl Dahlhaus published his »Habilitations«-Dissertation: Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität. The Origins helped to cement the status of Dahlhaus as one of the leading historians of music theory, for it offered one of the most comprehensive and sophisticated examinations of a wide range of historical theories of tonality along with a critical consideration of their value to the analysis of music from the 16th and 17th centuries. Today, the context of Dahlhaus’s monumental book may not be clear to all readers, as it engages in dialogue (sometimes explicitly, often implicitly) with a number of other (mainly German) musicologists who were writing during the two decades immediately preceding its publication about questions related to the origins of harmonic tonality. First among these writers was Heinrich Besseler, whose monograph Bourdon und Fauxbourdon (1950) placed the origins of harmonic tonality squarely on the shoulders of Dufay and his contemporaries. Besseler’s work soon generated many responses, including important works by Rudolf von Ficker and Edward Lowinsky, among many others. In my article, I situate Dahlhaus’s Untersuchungen as something of a capstone to this lively debate. I will conclude with some thoughts as to why the question of tonality’s origins suddenly seemed to have become such a pressing issue of vital importance to German musicologists writing in the 1950s and 60s. At the same time, I will show how Dahlhaus’s analytic thoughts concerning the beginning of harmonic tonality reveal surprising resemblance to his thoughts concerning the loosening of tonality in the late 19th century, particularly in the music of Wagner.
topic history of music theory
Geschichte der Musiktheorie
Carl Dahlhaus
Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität
history of tonality
Geschichte der Tonalität
Heinrich Besseler
Geschichte der Musikwissenschaft
freie Tonalität
free tonality
history of musicology
url https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/861
work_keys_str_mv AT thomaschristensen dieentstehungderentstehung
_version_ 1725831145797451776