Summary: | Die Suche nach Gesundheitsinformationen für andere, d. h. die stellvertretende Suche, ist eine häufig praktizierte Form der Internetnutzung und kann wesentlichen Einfluss auf den Gesundheitszustand einer Patientin oder eines Patienten haben. Obwohl bereits verschiedene Faktoren wie demografische Merkmale, Gesundheitskompetenz und soziale Variablen als Einflussfaktoren für die stellvertretende Gesundheitsinformationssuche auf der Basis von Sekundäranalysen diskutiert werden, liegt bislang kaum Primärforschung über die Motive und relationale Einflussfaktoren für dieses Verhalten vor. Mittels einer Online-Befragung im SoSci Panel (N = 589 Teilnehmer, n = 381 Personen mit stellvertretender Suche) kann gezeigt werden, dass die stellvertretende Suche nach Gesundheitsinformationen nicht nur von individuellen Eigenschaften des Suchenden, sondern auch von relationalen Faktoren, wie der Beziehungsnähe zum Alteri (d. h. dem Patienten) geprägt ist. Die Motive zur stellvertretenden Suche unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Beziehungsart und stellen vorrangig alteriorientierte Formen der Unterstützung dar, können aber auch egoorientiert sein. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass relationale Faktoren und Charakteristika des Alteri relevante Variablen der stellvertretenden Informationssuche darstellen. Sie sollten daher neben Motiven der sozialen Unterstützung in Theorien des Informationsverhaltens berücksichtigt werden. Implikationen für die Adressierung und Informationsweitergabe an nahestehende Personen und die weitere Forschung werden diskutiert.
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