Summary: | Der Erfolg des vielfach ausgezeichneten Son of Saul hat die Aufmerksamkeit der Welt erneut auf das Paradoxon der Darstellung des Holocaust gelenkt. Die Studie untersucht zunächst die Tradition der Darstellung des Holocaust in ungarischen Spielfilmen und widmet sich außerdem jenen stilistischen Lösungen, die das Paradoxon im László Nemes Film auf ästhetisch innovative und gültige Weise auflösen. Von den 1950er Jahren bis zum Regimewechsel wurden die Regisseure, die sich mit dem Thema auseinander setzten, sowohl mit ästhetischen als auch mit politischen Schwierigkeiten konfrontiert, da das kommunistische Regime den Holocaust nicht als nicht darstellbar, sondern in erster Linie als der Vergessenheit geweiht betrachtete. Obwohl mit dem Regimewechsel dieser politische Druck aufgehört hat zu existieren, reagiert die ungarische Gesellschaft immer noch sensibel auf das Thema des Holocaust. Der historische Überblick vor der Analyse des Son of Saul stellt daher seine Thematik in das doppelte Licht der politischen und poetischen Sichtweisen, was allgemein auf die Filmkunst in Ungarn sowie im weiteren Sinne in der mittelosteuropäischen Region nach dem Zweiten Weltkrieg zutrifft.
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