Summary: | Das Lied Breit über mein Haupt dein schwarzes Haar von Richard Strauss liegt in zwei schriftlichen Fassungen vor: der als op. 19/2 publizierten Erstfassung (1888) und der jüngst edierten Zweitfassung von 1944. Der Komponist war außerdem als Pianist an zwei Einspielungen der Komposition beteiligt, von denen die frühere (1921/22) mit der Erstfassung, die spätere (1942) mit der Zweitfassung korreliert. Da beide Einspielungen Abweichungen vom schriftlichen Notentext aufweisen, existieren im Ergebnis vier auktoriale Versionen des Werks. Der Beitrag untersucht die Unterschiede der Schriftfassungen voneinander und vergleicht sie mit dem klingenden ›Notentext‹ der beiden Aufnahmen. Anschließend unterzieht er die beiden Einspielungen einer vergleichenden Analyse im Hinblick auf ausgewählte Merkmale der Performance: Tempo, Agogik und Zusammenspiel. Im Ergebnis wird deutlich, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen erster und zweiter Schriftfassung des Lieds auf der Ebene des ›performativen Potenzials‹ liegt: in der Differenz der Interaktionsmöglichkeiten zwischen Gesangs- und Klavierpart.
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The Richard Strauss song Breit über mein Haupt dein schwarzes Haar (“Spread over my head your raven hair”) exists in two notated settings: the first one was published in 1888 as op. 19 No. 2, the second one (1944) hasn’t been edited until recently. In addition, the composer participated as accompanist in two recordings of the composition: the earlier one (1921/22) correlates with the first, the later one (1942) with the second setting. Since both recordings differ from the respective notated score, in total there are four versions of the work at hand. The article examines the differences between the two notated settings and compares them to the ‘text’ of the two recorded performances. In addition, the two recordings are analyzed with regard to differing characteristics of performance, considering features such as tempo, agogics and ensemble interplay. In summary, the article demonstrates that a crucial difference between the two notated versions consists in how they allow for alternative performances, especially with reference to the interaction of singer and pianist.
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