Funktionale Analyse mittlerer Reichweite als Methode neuer kulturgeschichtlicher Kommunikationsforschung: Methodologisch-erkenntnistheoretische Begründung und Anwendungsbeispiele
Die Verbindung von Kommunikationsgeschichte und neuer Kulturgeschichte hat sich bisher im deutschen Sprachraum nicht etabliert. Die Gründe sind vor allem in methodischen und erkenntnistheoretischen Problemen verankert. Das Dilemma bezieht sich auf die Integration von komplexen Strukturen und individ...
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Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
2013-11-01
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Series: | Studies in Communication, Media |
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doaj-5d92091d4a204fe0bf6359a8b7363bd42020-11-24T22:06:47ZdeuNomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KGStudies in Communication, Media2192-40072013-11-012214319710.5771/2192-4007-2013-2-1431057712192400720132143Funktionale Analyse mittlerer Reichweite als Methode neuer kulturgeschichtlicher Kommunikationsforschung: Methodologisch-erkenntnistheoretische Begründung und AnwendungsbeispieleCorinna LüthjeDie Verbindung von Kommunikationsgeschichte und neuer Kulturgeschichte hat sich bisher im deutschen Sprachraum nicht etabliert. Die Gründe sind vor allem in methodischen und erkenntnistheoretischen Problemen verankert. Das Dilemma bezieht sich auf die Integration von komplexen Strukturen und individuellen Akteuren in Wandlungsprozessen. In diesem Aufsatz wird mit der funktionalen Analyse eine eigentlich altbekannte, aber selten empirisch angewendete Methode als Lösung vorgeschlagen. Nach der Klärung des Funktionsbegriffs wird die Theorie komplexer dynamischer Systeme (nach Klaus Mainzer) vorgestellt, die sich durch einen geringen Grad an Elaboration auszeichnet. Für jede zu untersuchende Form von System muss eine eigene Begrifflichkeit gefunden werden. Für die Anwendung auf soziokulturelle Phänomene folgt daraus, dass eine Anpassung an eine gesellschafts- und kulturtheoretische Epistemologie Vorbedingung für die Adaption ist. In diesem Aufsatz wird dafür der Strukturkonstruktivismus von Pierre Bourdieu vorgeschlagen, gefolgt von den methodologischen Grundlagen der funktionalen Methode (Robert K. Merton und Niklas Luhmann). Schließlich werden mit Medienproduktgeschichte und Rekonstruktion der Bildung des sozialen Gedächtnisses zwei Anwendungsbeispiele gebracht. Medienproduktgeschichte ist ein Beispiel für Medienwandel und für ein originär kommunikationswissenschaftliches, aber intradisziplinär zu realisierendes Forschungsprogramm. Das soziale Gedächtnis hingegen wird in Zusammenhang mit Hazardkommunikation thematisiert. Hier geht es um die Funktionen medialer Kommunikation im gesellschaftlichen Wandel. Das Konzept eines regionalen Geohazard ist nicht nur interdisziplinär, sondern durch die Integration von Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften inhärent fächergruppenübergreifend, wobei Kommunikation das Schlüsselprinzip darstellt. Die funktionale Analyse ist in diesem Fall auch eine Handreichung für das Gelingen interdisziplinärer Zusammenarbeit. Den Schluss des Aufsatzes bildet eine kritische Bewertung der Leistungsfähigkeit und Praktikabilität der Methode.https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/2192-4007-2013-2-143 |
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Die Verbindung von Kommunikationsgeschichte und neuer Kulturgeschichte hat sich bisher im deutschen Sprachraum nicht etabliert. Die Gründe sind vor allem in methodischen und erkenntnistheoretischen Problemen verankert. Das Dilemma bezieht sich auf die Integration von komplexen Strukturen und individuellen Akteuren in Wandlungsprozessen. In diesem Aufsatz wird mit der funktionalen Analyse eine eigentlich altbekannte, aber selten empirisch angewendete Methode als Lösung vorgeschlagen. Nach der Klärung des Funktionsbegriffs wird die Theorie komplexer dynamischer Systeme (nach Klaus Mainzer) vorgestellt, die sich durch einen geringen Grad an Elaboration auszeichnet. Für jede zu untersuchende Form von System muss eine eigene Begrifflichkeit gefunden werden. Für die Anwendung auf soziokulturelle Phänomene folgt daraus, dass eine Anpassung an eine gesellschafts- und kulturtheoretische Epistemologie Vorbedingung für die Adaption ist. In diesem Aufsatz wird dafür der Strukturkonstruktivismus von Pierre Bourdieu vorgeschlagen, gefolgt von den methodologischen Grundlagen der funktionalen Methode (Robert K. Merton und Niklas Luhmann). Schließlich werden mit Medienproduktgeschichte und Rekonstruktion der Bildung des sozialen Gedächtnisses zwei Anwendungsbeispiele gebracht. Medienproduktgeschichte ist ein Beispiel für Medienwandel und für ein originär kommunikationswissenschaftliches, aber intradisziplinär zu realisierendes Forschungsprogramm. Das soziale Gedächtnis hingegen wird in Zusammenhang mit Hazardkommunikation thematisiert. Hier geht es um die Funktionen medialer Kommunikation im gesellschaftlichen Wandel. Das Konzept eines regionalen Geohazard ist nicht nur interdisziplinär, sondern durch die Integration von Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften inhärent fächergruppenübergreifend, wobei Kommunikation das Schlüsselprinzip darstellt. Die funktionale Analyse ist in diesem Fall auch eine Handreichung für das Gelingen interdisziplinärer Zusammenarbeit. Den Schluss des Aufsatzes bildet eine kritische Bewertung der Leistungsfähigkeit und Praktikabilität der Methode. |
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