Summary: | Ökosysteme wie das Mittelmeer sind keine statischen
Gebilde. Sie haben eine Historie. Wir wollen die Geschichte rekonstruieren und dabei der Frage
nachgehen, woher die Meeresorganismen ursprünglich stammen, die es heute bevölkern. Sie selbst
und somit auch ihre Lebensgemeinschaften entwickelten sich keineswegs glatt und schon gar
nicht zielgerichtet, wie man es aus Sicht der Evolution als stetes Wechselspiel von
Veränderung und Auslese annehmen könnte. Immer wieder wanderten neue Arten in das Mittelmeer
ein, während andere ausstarben. Vor rund 6 Mio. Jahren verwandelte eine nahezu unglaubliche
Naturkatastrophe große Teile des Mittelmeeres binnen weniger hundert Jahre in eine öde
Salzwüste. Diese „Salinitätskrise“ war der dramatische Auftakt für eine umfassende Veränderung
der gesamten mediterranen Fauna und Flora. Nachdem sie überstanden war, ergriffen Einwanderer
aus dem Atlantik die Chance ins Rampenlicht der Evolution zu treten. Viele von ihnen haben
sich erfolgreich etabliert und sogar selbst neue Arten hervorgebracht. Heute müssen sie sich
wieder existenziellen Herausforderungen stellen: neben den bekannten Bedrohungen durch
Überfischung und Küstenbebauung, kommen die mögliche Konfrontation mit Einwanderern, vor allem
aus dem Roten Meer, und die Folgen der Klimaerwärmung dazu. Ein Weg aus dieser existenziellen
Krise des Mittelmeeres könnte die Errichtung eines engmaschigen Netzes von
Meeresschutzgebieten sein. Sie würden nachweislich nicht nur die Biodiversität erhalten,
sondern langfristig sogar die Fangerträge erhöhen. Es ist an den Entscheidungsträgern, diese
Sachverhalte in konkrete Aktionen umzusetzen und damit dem mare nostrum eine Zukunft zu geben,
die seiner angestammten Bedeutung als einzigartiger Kulturraum und Sehnsuchtsort gerecht wird.
|