Ist die Religion der Germanen wiedererweckt?

Rechtsgerichtete neugermanische Gruppen sehen teilweise in der Religion der alten Germanen die anzustrebende »deutsche Volksreligion«. Diese Arbeit zeigt auf, wie sie zu dieser Einschätzung kommen und sie zeichnet chronologisch das Bild der Germanen und ihre Rezeptionsgeschichte nach, um mögliche Tr...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Jörn Meyers
Format: Article
Language:deu
Published: Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 2006-12-01
Series:Zeitschrift für Junge Religionswissenschaft
Online Access:http://journals.openedition.org/zjr/741
Description
Summary:Rechtsgerichtete neugermanische Gruppen sehen teilweise in der Religion der alten Germanen die anzustrebende »deutsche Volksreligion«. Diese Arbeit zeigt auf, wie sie zu dieser Einschätzung kommen und sie zeichnet chronologisch das Bild der Germanen und ihre Rezeptionsgeschichte nach, um mögliche Traditionslinien und Einflüsse nachzuweisen. Die Quellen über die alten Germanen sind wenig aussagekräftig. Schriftliche und mündliche Ãœberlieferungen stammen aus späteren Zeiten und waren daher fremden Einflüssen ausgesetzt. Erst mit der Wiederentdeckung (1473) von Tacitus' Germania beginnt die Beschäftigung mit der germanischen Vergangenheit. Vermeintlich germanische Kultur (und Religion) dient im Zeitalter des Nationalismus als eine Grundlage der »deutschen Volksidentität«. Darwinismus und Biologismus werden uminterpretiert, es entsteht der Gedanke der »natürlichen Ungleichheit« der Menschen und die Entwicklung der »hierarchischen Rassenlehre«. Neben anderen Gruppen greift besonders die ariosophische Bewegung um Guido (von) List dieses Gedankengut auf und gibt Impulse an die NSDAP weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind als wichtige rechtsgerichtete Neugermanen mit rassistisch-exklusiven Lehren der »Armanen-Orden« und die »Artgemeinschaft e.V. - Glaubensbund wesengemäßer Daseinsgestaltung« zu nennen. Die zahlreichen Religionsgruppierungen im neugermanischen bzw. gesamten neuheidnischen Bereich sind sehr heterogen - zusätzlich zu unterschiedlichen Inhalten erschweren neben Doppelmitgliedschaften auch Abspaltungen oder Umbenennungen den genauen Ãœberblick. Daher wird der Beitrag keine verallgemeinernde Schlussfolgerungen ziehen können.
ISSN:1862-5886