Die Zeit des Lesens. Rekonstruktion ästhetisierter Eigenzeiten und die Frage der Zeitregie bei der (Hör-)Textaneignung

Zeit tritt niemals für sich allein auf, sie ist ein relationales Konstrukt. Zeiten sind immer Zeiten von etwas. Es gilt daher, sie in ihren konstitutiven Verweisungszusammenhängen aufzuspüren. In dem Beitrag wird anhand von Interviewmaterial illustriert, wie Zeitfragen empirisch erhoben und subjekti...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Miklas Schulz
Format: Article
Language:deu
Published: FQS 2020-05-01
Series:Forum: Qualitative Social Research
Subjects:
Online Access:http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3247
Description
Summary:Zeit tritt niemals für sich allein auf, sie ist ein relationales Konstrukt. Zeiten sind immer Zeiten von etwas. Es gilt daher, sie in ihren konstitutiven Verweisungszusammenhängen aufzuspüren. In dem Beitrag wird anhand von Interviewmaterial illustriert, wie Zeitfragen empirisch erhoben und subjektives Zeiterleben rekonstruktiv erfasst werden können. Dies geschieht am Beispiel der Aneignung sprachgebundener (Hör-)Texte. Im Gegensatz zum Buch besitzt das Hörbuch eine eigenqualitative Zeitstruktur. Es hat eine vorherbestimmte Dauer seiner Aneignung, ist schlecht zu beschleunigen und fordert eine Hingabe an seine Eigenzeit. Im Falle genussvoller Hingabe (Abgabe von Agency) kann auf dieser Basis eine ästhetisierte Eigenzeit entstehen. Über die vorgeführte Agency-Analyse lässt sich Aufschluss darüber gewinnen, wie sich die Menschen aneignungspraktisch ins Verhältnis zu gegebenen Zeitordnungen (in- und außerhalb) des (Hör-)Textes setzen bzw. inwieweit sie Zeitlichkeiten selbst im Rahmen eines Mediendispositivs hervorbringen. Solche ästhetisierten Eigenzeiten besitzen mitunter eine wichtige Funktion für die Alltagsbewältigung.
ISSN:1438-5627