Summary: | Seit 2018 erheben die USA einseitig Zölle auf Importe von Waren und
Dienstleistungen aus dem Ausland, insbesondere aus China. Warum wurde
im wirtschaftlich höchst entwickelten Land der Welt ein Politiker Präsident, der ausdrücklich für außenhandelspolitischen Protektionismus eintrat? Warum schätzen US-Wähler und -Wählerinnen die wirtschaftliche
Freiheit, billigere ausländische statt teurere heimische Güter kaufen zu
können, weniger als das zweifelhafte Versprechen, die heimische Industrie wieder groß zu machen? Ist eigenverantwortliches Wirtschaften zum
angstmachenden Phantom geworden, vor dem Donald J. Trump Schutz
versprach? Diese Fragen beantwortet der Aufsatz in Anlehnung an neueste wirtschaftstheoretische Arbeiten weltweit führender Ökonomen so:
Außenhandelspolitischer Protektionismus ist in den USA wieder politikmächtig geworden, weil im Rahmen der internationalen Angebotspolitik
US-Globalisierungsverlierer nicht entschädigt werden konnten, weiße Untere-Mittelklasse-Männer in alten Industriegebieten der USA Statusängste gegenüber Andersfarbigen und Ausländern quälten, sich fast die Hälfte
des US-Wahlvolks nicht mehr mit der Nation als Ganzem, sondern nur mit
der eigenen sozialen Klasse identifizierte und weil vor Chinas WTO-Beitritt
Freihandel-affine Wähler zu Nationalisten und sozial Konservativen wurden. Nach einer wirtschaftsliberalen Interpretation des Naturrechts muss
wirtschaftliche Freiheit für sozial Konservative jedoch nicht zum Phantom
werden.
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