Summary: | Charles Darwin und Alfred Russel Wallace postulierten, dass sich die
Merkmale aller Lebewesen durch Variabilität und „Natürliche Selektion“ herausbildeten. Damit
können Evolutionsbiologen die meisten Anpassungen erklären. Ein Problem sind jedoch die
farbenprächtigen Federkleider vieler Vogelmännchen und deren aufwändiges und auffälliges
Balzverhalten. Denn dadurch werden sie auffällig für diverse Raubfeinde und diese Merkmale
müssten auf den ersten Blick einen negativen Selektionswert besitzen. Darwin erkannte das
Dilemma und nahm an, dass es neben der „Natürlichen Selektion“ auch eine sexuelle Selektion
geben müsse. Danach wählen die Vogelweibchen jeweils die Männchen mit dem schönsten
Federkleid, Gesang oder Balzverhalten. D. h. für Darwin war Schönheit ein Wert und
Selektionsmerkmal für sich. Diese These wurde von Richard Prum 2017 wieder aufgegriffen. Die
meisten Evolutionsbiologen bevorzugen dagegen eine Interpretation der evolutionären Anpassung:
Danach sind Schönheitsmerkmale Luxus-Merkmale der Männchen, die den Weibchen als indirekte und
ehrliche Fitness-Indikatoren dienen: Nur, wenn ein Männchen sich diesen kostspieligen Luxus
leisten kann (Handicap-Prinzip) und dabei auch noch überlebt, dann sollte es gute Gene tragen
und fit sein. Wenn ein Vogelweibchen daher ein besonders schönes und attraktives Männchen zum
Partner wählt, hat es dadurch auch ein besonders fittes Männchen selektiert, so dass die
gemeinsamen Nachkommen eine besonders gute Chance zum Überleben haben. Durch sexuelle
Selektion bleiben daher die Handicap-Merkmale erhalten. Obwohl Schönheit sehr stark subjektiv
beeinflusst ist, gibt es offenbar evolutionäre Grundlagen, nicht nur bei Vögeln, sondern
vermutlich auch bei uns Menschen.
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