Der späteiszeitliche Tüttensee-Komplex als Ergebnis der Abschmelzgeschichte am Ostrand des Chiemsee-Gletschers und sein Bezug zum „Chiemgau Impakt“ (Landkreis Traunstein, Oberbayern)
<p>Anhand von sedimentologischen und geländemorphologischen Untersuchungen wird die Abschmelzgeschichte des südöstlichen Chiemsee-Gletschers beschrieben. Mit dem Trockenfallen der Bad Adelholzen-Erlstätter Rinne im Verlaufe des Spätwürm entwickelt sich aus dem Abschmelzen des Eislappens in...
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Copernicus Publications
2020-08-01
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Series: | Eiszeitalter und Gegenwart |
Online Access: | https://egqsj.copernicus.org/articles/69/93/2020/egqsj-69-93-2020.pdf |
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doaj-1fcf6d61637f41d0b646aa4aeb8b47852020-11-25T03:41:38ZdeuCopernicus PublicationsEiszeitalter und Gegenwart0424-71162199-90902020-08-01699312010.5194/egqsj-69-93-2020Der späteiszeitliche Tüttensee-Komplex als Ergebnis der Abschmelzgeschichte am Ostrand des Chiemsee-Gletschers und sein Bezug zum „Chiemgau Impakt“ (Landkreis Traunstein, Oberbayern)R. Huber0R. Darga1H. Lauterbach2MARUM – Center for Marine Environmental Sciences, University of Bremen, Leobener Str. 8, POB 330440, 28359 Bremen, GermanyNaturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf, Auenstr. 2, 83313 Siegsdorf, GermanyHermannstädter Str. 5, 83301 Traunreut, Germany<p>Anhand von sedimentologischen und geländemorphologischen Untersuchungen wird die Abschmelzgeschichte des südöstlichen Chiemsee-Gletschers beschrieben. Mit dem Trockenfallen der Bad Adelholzen-Erlstätter Rinne im Verlaufe des Spätwürm entwickelt sich aus dem Abschmelzen des Eislappens in der Grabenstätter Bucht eine sich ständig tiefer legende konzentrische Abfolge von zunächst peripheren Entwässerungsrinnen, wobei die ältesten Rinnen dieser Phase bei Chieming, die jüngeren dann entsprechend weiter im Süden, in die zentripetale Richtung umschwenken.</p><p>Die Entstehung des Tüttensee-Komplexes ist im Kontext dieser Entwicklung zu sehen. Er ist das Ergebnis der glazifluvialen und glazilakustrinen Sedimentation im Einflussbereich des sukzessiven Eisabbaus in der Grabenstätter Bucht in Kombination mit einer Toteisbildung im Bereich des heutigen Tüttensees. Dafür sprechen die stufenartige Abfolge der beschriebenen peripheren Abflussrinnen mit ihren immer tiefer liegenden Abflussniveaus, die Höhengleichheit von drei dieser Rinnen mit den Tüttensee-Terrassen sowie die für die jeweilige Terrassenentstehung typische glazifluviale bzw. delta-artige Sedimentstruktur und -reife. Dieses Ergebnis stellt ein Korrektiv zur Hypothese des Chiemgau-Impakts dar, wonach der Tüttensee ein Impaktkrater sein soll. Da diese nun falsifizierte Annahme vor allem im deutschsprachigen Raum von zahlreichen Medien propagiert wird, ist der folgende Artikel auf Deutsch verfasst, um einer breiten Leserschaft zugänglich zu sein.</p><p>The deglaciation history of the southeastern Chiemsee Glacier is described by sedimentological and terrain morphological investigations. As the Bad Adelholzen-Erlstätter Rinne dried up during the late Würmian, the melting of the ice lobe located in the Grabenstätt bay resulted in a concentric sequence of ever deepening peripheral drainage channels. The oldest channels of this phase changed into a centripetal direction near Chieming, the younger ones did so further south.</p><p>The development of the Tüttensee Complex has to be seen in the context of this development. It is the result of the glaciofluvial and -lacustrine sedimentation triggered by the gradual deglaciation of the Grabenstätt bay in combination with dead ice formation in the area of today's Lake Tüttensee. This is supported by the stepwise sequence of the described peripheral discharge channels with their increasingly lower discharge levels, the level equivalence of three of these channels of this phase with the Tüttensee Terraces as well as the glaciofluvial or deltaic sediment structure or maturity typical for the respective terrace formation. This result is a corrective to the now falsified Chiemgau impact hypothesis that the Tüttensee is supposed to be an impact crater. Since this assumption is propagated by numerous media, especially in the German-speaking countries, the following article is written in German in order to be accessible to a broad readership.</p>https://egqsj.copernicus.org/articles/69/93/2020/egqsj-69-93-2020.pdf |
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<p>Anhand von sedimentologischen und
geländemorphologischen Untersuchungen wird die Abschmelzgeschichte des
südöstlichen Chiemsee-Gletschers beschrieben. Mit dem Trockenfallen
der Bad Adelholzen-Erlstätter Rinne im Verlaufe des Spätwürm
entwickelt sich aus dem Abschmelzen des Eislappens in der Grabenstätter
Bucht eine sich ständig tiefer legende konzentrische Abfolge von
zunächst peripheren Entwässerungsrinnen, wobei die ältesten
Rinnen dieser Phase bei Chieming, die jüngeren dann entsprechend weiter
im Süden, in die zentripetale Richtung umschwenken.</p><p>Die Entstehung des Tüttensee-Komplexes ist im Kontext dieser Entwicklung
zu sehen. Er ist das Ergebnis der glazifluvialen und glazilakustrinen
Sedimentation im Einflussbereich des sukzessiven Eisabbaus in der
Grabenstätter Bucht in Kombination mit einer Toteisbildung im Bereich
des heutigen Tüttensees. Dafür sprechen die stufenartige Abfolge der
beschriebenen peripheren Abflussrinnen mit ihren immer tiefer liegenden
Abflussniveaus, die Höhengleichheit von drei dieser Rinnen mit den
Tüttensee-Terrassen sowie die für die jeweilige Terrassenentstehung
typische glazifluviale bzw. delta-artige Sedimentstruktur und -reife. Dieses
Ergebnis stellt ein Korrektiv zur Hypothese des Chiemgau-Impakts dar, wonach
der Tüttensee ein Impaktkrater sein soll. Da diese nun falsifizierte
Annahme vor allem im deutschsprachigen Raum von zahlreichen Medien
propagiert wird, ist der folgende Artikel auf Deutsch verfasst, um einer
breiten Leserschaft zugänglich zu sein.</p><p>The deglaciation history of the southeastern Chiemsee
Glacier is described by sedimentological and terrain morphological
investigations. As the Bad Adelholzen-Erlstätter Rinne dried up during
the late Würmian, the melting of the ice lobe located in the
Grabenstätt bay resulted in a concentric sequence of ever deepening
peripheral drainage channels. The oldest channels of this phase changed into
a centripetal direction near Chieming, the younger ones did so further
south.</p><p>The development of the Tüttensee Complex has to be seen in the context
of this development. It is the result of the glaciofluvial and -lacustrine
sedimentation triggered by the gradual deglaciation of the Grabenstätt
bay in combination with dead ice formation in the area of today's Lake
Tüttensee. This is supported by the stepwise sequence of the described
peripheral discharge channels with their increasingly lower discharge
levels, the level equivalence of three of these channels of this phase with
the Tüttensee Terraces as well as the glaciofluvial or deltaic sediment
structure or maturity typical for the respective terrace formation. This
result is a corrective to the now falsified Chiemgau impact hypothesis that
the Tüttensee is supposed to be an impact crater. Since this assumption
is propagated by numerous media, especially in the German-speaking
countries, the following article is written in German in order to be
accessible to a broad readership.</p> |
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