Das Regieren von Emotionen in Räumen des betreuten Wohnens
Der Aufsatz schlägt die Verbindung und Erweiterung von Analysen des (neoliberalen) Regierens mit nicht-subjektzentrierten und affekttheoretischen Ansätzen vor. Anhand einer Analyse des sozialpolitischen und sozialarbeiterischen Umgangs mit Wohnungslosen wird nachvollzogen, welcher Gewinn sich aus de...
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Format: | Article |
Language: | deu |
Published: |
Copernicus Publications
2015-07-01
|
Series: | Geographica Helvetica |
Online Access: | http://www.geogr-helv.net/70/175/2015/gh-70-175-2015.pdf |
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doaj-1ceed6a3e5f649889beeb3a92189376d2020-11-24T23:30:21ZdeuCopernicus PublicationsGeographica Helvetica0016-73122194-87982015-07-0170317518410.5194/gh-70-175-2015Das Regieren von Emotionen in Räumen des betreuten WohnensN. Marquardt0Institut für Humangeographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Theodor W. Adorno-Platz 6, 60629 Frankfurt am Main, GermanyDer Aufsatz schlägt die Verbindung und Erweiterung von Analysen des (neoliberalen) Regierens mit nicht-subjektzentrierten und affekttheoretischen Ansätzen vor. Anhand einer Analyse des sozialpolitischen und sozialarbeiterischen Umgangs mit Wohnungslosen wird nachvollzogen, welcher Gewinn sich aus der Verbindung von gouvernementalen und affekttheoretischen Perspektiven ergeben kann. Aus einer gouvernementalen Perspektive wird zunächst nachgezeichnet, wie Affekte und Emotionen in Räumen des betreuten Wohnens für Wohnungslose zum Gegenstand fürsorglicher Intervention werden. Im betreuten Wohnen kommen Mikrotechniken zum Einsatz, die auf eine "ausgewogene" emotionale Bindung an Wohnräume und ihr Inventar hinarbeiten. Das betreute Wohnen ist von Problematisierungen durchzogen, die Wohnungslosigkeit als emotionale Haltung der Rastlosigkeit und Unruhe, als einen Mangel an Verbundenheit mit Orten und Dingen deuten. Gleichzeitig wird den Untergebrachten häufig auch eine übersteigerte affektive Bindung an Dinge unterstellt, die sogenannte "Horder" und "Messies" an einer sozial unauffälligen Haushaltsführung hindere. Eine gouvernementale Analyse kann die therapeutische Rationalität sichtbar machen, die diesen Problematisierungen zugrunde liegt. Eine gouvernementale Analyse allein bietet gleichwohl keine Möglichkeit, alternative Erzählungen über die Bedeutung affektiver Beziehungen für das Wohnen zu entwickeln. Mithilfe unterschiedlicher affekttheoretischer Ansätze geht der Aufsatz daher auch der Frage nach, wie sich jenseits therapeutisierender Perspektiven über das Wohnen und die Bedeutung von Bindungen an Orte und Dinge nachdenken lässt. Nicht-subjektzentrierte Konzepte von Affektivität ermöglichen solche alternativen Erzählungen und eröffnen neue Fluchtlinien der Kritik: Wohnen wir sichtbar als immer schon "betreut", eingelassen in ein Netz von intersubjektiven und interobjektiven Beziehungen.http://www.geogr-helv.net/70/175/2015/gh-70-175-2015.pdf |
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(neoliberalen) Regierens mit nicht-subjektzentrierten und
affekttheoretischen Ansätzen vor. Anhand einer Analyse des
sozialpolitischen und sozialarbeiterischen Umgangs mit Wohnungslosen wird
nachvollzogen, welcher Gewinn sich aus der Verbindung von gouvernementalen
und affekttheoretischen Perspektiven ergeben kann.
Aus einer gouvernementalen Perspektive wird zunächst nachgezeichnet, wie
Affekte und Emotionen in Räumen des betreuten Wohnens für
Wohnungslose zum Gegenstand fürsorglicher Intervention werden. Im
betreuten Wohnen kommen Mikrotechniken zum Einsatz, die auf eine
"ausgewogene" emotionale Bindung an Wohnräume und ihr
Inventar hinarbeiten. Das betreute Wohnen ist von Problematisierungen
durchzogen, die Wohnungslosigkeit als emotionale Haltung der Rastlosigkeit
und Unruhe, als einen Mangel an Verbundenheit mit Orten und Dingen deuten.
Gleichzeitig wird den Untergebrachten häufig auch eine übersteigerte
affektive Bindung an Dinge unterstellt, die sogenannte "Horder"
und "Messies" an einer sozial unauffälligen
Haushaltsführung hindere. Eine gouvernementale Analyse kann die
therapeutische Rationalität sichtbar machen, die diesen
Problematisierungen zugrunde liegt.
Eine gouvernementale Analyse allein bietet gleichwohl keine Möglichkeit,
alternative Erzählungen über die Bedeutung affektiver Beziehungen
für das Wohnen zu entwickeln. Mithilfe unterschiedlicher
affekttheoretischer Ansätze geht der Aufsatz daher auch der Frage nach,
wie sich jenseits therapeutisierender Perspektiven über das Wohnen und
die Bedeutung von Bindungen an Orte und Dinge nachdenken lässt.
Nicht-subjektzentrierte Konzepte von Affektivität ermöglichen solche
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