Amerikanisierung durch Internationalisierung: Die Expansion der International Communication Association (ICA)

Basierend auf der Soziologie Bourdieus problematisiert dieser Beitrag die Bemühungen der International Communication Association (ICA), sich über die Öffnung ihrer Führungsetage für Wissenschaftler außerhalb der USA in eine wahrhaft internationale Fachgesellschaft zu verwandeln und der Herausforderu...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Thomas Wiedemann, Michael Meyen
Format: Article
Language:deu
Published: FU Berlin, University of Erfurt 2016-12-01
Series:Global Media Journal: German Edition
Subjects:
Online Access:https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00037168/GMJ12_Wiedemann_Meyen_final.pdf
Description
Summary:Basierend auf der Soziologie Bourdieus problematisiert dieser Beitrag die Bemühungen der International Communication Association (ICA), sich über die Öffnung ihrer Führungsetage für Wissenschaftler außerhalb der USA in eine wahrhaft internationale Fachgesellschaft zu verwandeln und der Herausforderung einer global vernetzten Disziplin zu begegnen. Geleistet werden soll so ein kritischer Beitrag zur Selbstreflexion der Kommunikationswissenschaft, zu verstehen als Deutungsangebot und Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Diskussion. Die Untersuchung von Habitus und Kapital der 29 ICA-Präsidenten und ICA Fellows aus der internationalen Scientific Community zeigt, dass die weltweit größte kommunikationswissenschaftliche Fachgesellschaft trotz der Ausweitung ihrer Führungsriege immer noch deutlichen US-Einflüssen unterliegt. Die neuen ICAWürdenträger, die für nationale und fachliche Vielfalt stehen sollen, stammen aus Weltregionen, die eine besondere Nähe zu den Vereinigten Staaten auszeichnet, und wurden an US-Universitäten sozialisiert oder stark von der US-amerikanischen Forschungstradition geprägt. Ausnahmen („Einkäufe“ von führenden Vertretern anderer Fachgesellschaften oder alternativer Paradigmen) bestätigen die Regel. Die Internationalisierung der ICA-Führungsetage veränderte demzufolge weniger den Machtpol im Fach als vielmehr die Kommunikationswissenschaft weltweit. Zwar gelangten neue Perspektiven ins Zentrum der Disziplin. Im Gegenzug fand jedoch eine Amerikanisierung nationaler Felder statt, allen voran durch ICA Fellows als Vorbilder im Kampf um wissenschaftliches Kapital. Die Bemühungen der ICA, sich durch die Expansion ihrer Führungsriege zu internationalisieren, dürften somit die Machtstrukturen im Fach weiter verfestigt haben.
ISSN:2196-4807
2196-4807