Quartärforschung im Lonetal

Das Lonetal zieht in 50 km langem, überwiegend nordostwärtigem Lauf durch die Hochfläche der Ulmer und Heidenheimer Alb zur Brenz. In den letzten Perioden des Pleistozäns war das Lonetal ein wichtiger Sammelort für die damalige Tierwelt, und damit in vielfacher Besiedelung der zahlreichen Höhlen auc...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: R. Wetzel
Format: Article
Language:deu
Published: Copernicus Publications 1954-09-01
Series:Eiszeitalter und Gegenwart
Online Access:https://www.eg-quaternary-sci-j.net/4-5/106/1954/egqsj-4-5-106-1954.pdf
Description
Summary:Das Lonetal zieht in 50 km langem, überwiegend nordostwärtigem Lauf durch die Hochfläche der Ulmer und Heidenheimer Alb zur Brenz. In den letzten Perioden des Pleistozäns war das Lonetal ein wichtiger Sammelort für die damalige Tierwelt, und damit in vielfacher Besiedelung der zahlreichen Höhlen auch für den Menschen. Die seit Jahrzehnten laufenden Untersuchungen des Verfassers beschränken sich absichtlich auf das Lonetal als eine biosoziologisch und kulturmorphologisch zusammengehörige, urgeschichtliche Landschaft. Die Höhlen des Lonetals werden seit 1862 untersucht. Bärenhöhle im Hohlenstein, Bocksteinhöhle, Fohlenhaus, Salzbühl, Kleine Scheuer am Hohlenstein, und die 1931 berühmt gewordene Vogelherdhöhle. Der Autor erforschte 1932—35 am Bockstein verschiedene Höhlen und vor allem die Bocksteinschmiede, 1935—39 den Stadel im Hohlenstein. Seit 1953 setzte er die Grabungen am Bockstein fort. Unter vorläufigem Verzicht auf Fernvergleiche und ausgreifendere Deutungsversuche wird im Nahvergleich möglichst gehäufter Aufschlüsse und ihrer „Schichtaccorde" versucht, eine zunächst örtlich gültige Schichten-, Zeiten» und Kulturenfolge zu ermitteln. Der Vergleich nächstliegender Aufschlüsse läßt auch typo-logische Vergleichshilfen zu, die bei jedem Fernvergleich auszuschließen sind. Auf mögliche Hiatus im Profil ist zu achten. Die Micoquien-Kultur der Bocksteinschmiede gibt das Beispiel einer mittel-paläolithischen „Faustkeil- und Spitzen-Kultur", die als eine der letzten Blüten alt-paläolithischer, jahrhunderttausendealter Werkzeugtraditionen erscheint. Als „leitender Werkzeugtypus" des Bockstein-Micoquiens ist das „Bocksteinmesser" anzusehen, das mit der „leichten Hand" in meist linkshändigem Gebrauch mit auf den Messerrücken aufgelegtem Zeigefinger auf „anatomische" Weise zu führen war. Die Frage der zeitlichen Einordnung des Bockstein-Micoquiens führt zu der Erörterung, wie weit die bisher vorliegenden Profile und ihre noch nicht abgeschlossene, vergleichend petrogra-phische Spezialerforschung es erlauben, den Micoquien-führenden Teil der Schichten als würm- oder als jungriß-zeitlich anzusehen.
ISSN:0424-7116
2199-9090